Zusammenfassung
So sehr es den Hundeliebhaber schmerzt: die Erhöhung der Hundesteuer um 50% von CHF 100.00 auf CHF 150.00 ist mehr als gerechtfertigt. Vor allem die Robidog-Infrastruktur mit der regelmässigen Leerung sorgt für die entsprechenden Kosten. Und auch wenn ich mir damit sicherlich nur wenige Freunde, aber dafür umso mehr Feinde mache: die Frage nach den Katzen sollte ebenfalls erlaubt sein.
Hinweis: Grundlage der Kostenüberlegungen sind die offiziellen Rechnungen / Budgets der Gemeinde, sowie Erfahrungswerte der Kostenrechnung im Hinblick auf Stundensätze. Dies ist KEINE offizielle Berechnung der Gemeinde, sondern meine persönliche, kritische Prüfung der Daten vor dem Hintergrund der Erhöhung der Hundesteuer.
Und nun die Details
Im Text des Mattegumpers zur Budget-Versammlung zum Budget 2016 ist ein Abschnitt enthalten, der die Hündeler unter uns aufhorchen lässt: die Erhöhung der Hundesteuer von CHF 100.00 auf CHF 150.00 pro Jahr. Zitat Mattegumper:
„Gemäss Hundereglement §10 müssen die Hundegebühren kostendeckend sein. Damit der Unterhalt und die Aufwendungen wieder kostendeckend sind, muss die Hundegebühr von CHF 100.00 auf CHF 150.00 pro Hund angehoben werden.“
Erst einmal zu den Rechnungen der vergangenen Jahre:
Direkte Kosten
Die realen, d.h. konkret ausgewiesenen Kosten betreffen die Anschaffungen (in erster Linie Robidog Abfallbehälter) sowie das Verbrauchsmaterial (Säcke). Die Anschaffungen schwanken zwischen Null (keine Anschaffungen) und CHF 3’101.20 im Jahr 2014. Das Verbrauchsmaterial liegt zwischen CHF 1’599.40 und 2’724.05 pro Jahr, letzteres ebenfalls im Jahr 2014. Es ist angesichts der Anschaffungen in 2014 davon auszugehen, dass weder im 2015 noch im nächsten Jahr Neuanschaffungen oder ausfallend grosse Mengen Verbrauchsmaterial anfallen. Das also sind die realen, sprich belegten Kosten.
„Verrechnete“ Kosten
Interessanter, und vor allem den wesentlichen Teil der Kosten ausmachend sind zwei ganz andere Posten: der „verrechnete Aufwand Verwaltung“ mit CHF 4’000.00 pro Jahr sowie der „verrechnete Aufwand Werkhof“ mit CHF 11’000.00 pro Jahr, zusammen CHF 15’000.00, die zudem reine Verrechnungskosten sind (also Kosten, die dem Kapitel Hunde zugeschlagen werden als vermuteter Aufwand) und nicht belegt werden können. Diese Kosten sind seit Jahren unverändert.
Was genau ist in diesen „verrechneten“, jedoch nicht belegten Kosten enthalten?
Verwaltung
In der Verwaltung müssen die Hunde registriert werden, die jährliche Rechnung gedruckt und die Zahlung verbucht werden. Ausserdem muss sich die Verwaltung darum kümmern, dass jeder Hundehalter seinen Sachkundenachweis erbringt, zudem sollte den Reklamationen nachgegangen und fehlbare Hundehalter gebüsst werden. (Bei Letzterem darf man sich natürlich fragen, warum die nicht fehlbaren Hundehalter für die Kosten des Fehlverhaltens Einzelner aufkommen sollten).
Den Steuereinnahmen nach haben wir rund 100 Hunde in der Gemeinde. Registriert werden muss ein Hund nur einmal, bei durchschnittlichen 10 Jahre Lebensdauer des Tieres müssen also 10%, also 10 Hunde pro Jahr, neu registriert werden. Lassen wir es wegen Halterwechsel und Umzug 15 sein: wenn man für die Registrierung eines Hundes und die Kontrolle des Sachkundenachweises 1 Stunde ansetzt, und diese mit Kosten von CHF 60.00 ansetzt, kostet dieser Teil pro Jahr CHF 60.00 x 15 = CHF 900.00, aufgerundet also rund CHF 1’000.00.
Den Druck der Rechnung, das Eintüten und Versenden sowie der Zahlungseingang sollten dank moderner Software mit rund CHF 10.00 pro Hund erledigt sein. Bei 100 Hunden sind das CHF 1’000.00.
Von den verrechneten Kosten von CHF 4’000.00 werden mit diesen Tätigkeiten in der Verwaltung also nur circa CHF 2’000.00 tatsächlich geleistet. Zwar sind hin und wieder noch Massnahmen für fehlbare Hundehalter notwendig, nach meiner persönlichen Erfahrung hält sich dies jedoch sehr in Grenzen.
Werkhof
Dem Werkhof werden CHF 11’000.00 verrechnet.
Gemäss Informationen im Mattegumper 02/2012 gibt es 20 Robidog-Behälter in der Gemeinde. 15 davon werden einmal pro Woche angefahren, 5 zweimal. Wenn man pro Robidog und Leerung 10 Minuten Aufwand annimmt (Anteil An-/Abfahrt, Leeren, neuen Sack einlegen, Rollen / Hefte mit Robidog-Säckchen auffüllen, Entsorgung der vollen Säcke), dann sind das 25 mal 10 Minuten, also gesamt 4.2 Stunden pro Woche. Da seit 2012 noch die Abfallbehälter dazugekommen sind, die zwar keine separaten Robidogs sind, aber die Spender für die Säcke enthalten (obwohl sich die Anzahl Hunde nicht erhöht hat gem. Steuereinnahmen), rechnen wir einmal mit 5 Stunden.
Das sind im ganzen Jahr 260 Stunden. Bei einem Kostensatz von CHF 60.00 pro Stunde inkl. Fahrzeug entspricht das CHF 15’600.00, im Grunde sogar mehr, als selbst mit dem erhöhten neuen Satz kompensiert wird.
Fazit
In Summe spiegeln die verrechneten Verwaltungs- und Werkhofkosten also durchaus die Realität wieder. Da richtigerweise nicht die Allgemeinheit für die Kosten der Hundehalter aufkommen kann, ist die Erhöhung der Hundesteuer, sosehr sie mich als Hundehalter auch schmerzt, definitiv notwendig.
Und die Katzen?
Eine weitere Frage stellt sich mir allerdings im Hinblick auf unsere zweite Gattung vierbeiniger, in der Regel frei herumlaufender Haustiere, die Katzen: zwar erfordern sie keine Robidog-Infrastruktur, die Schäden an der heimischen Natur durch die Jagd auf Vögel, Blindschleichen, Eidechsen etc. sind jedoch durchaus beträchtlich. Zudem kann jeder, der einen Garten ohne katzen-verscheuchenden Hund hat, ein Lied davon singen, wie schön es ist, fast täglich den Kot fremder Katzen entsorgen zu müssen (notabene zumeist über die von den Hundehalter finanzierten Robidogs!). Es entzieht sich meinem Verständnis, warum Katzen nicht analog zu Hunden gechipt (und damit identifizierbar) sein sollten, und warum nicht eine Steuer von z.B. CHF 50.00 pro Jahr zu Handen der Naturschutzkommission als symbolischer Ausgleich für die angerichteten Schäden erhoben werden kann. Vielleicht würde dies auch zu einer sinnvollen Beschränkung der Zahl von Katzen in unserer Gemeinde führen.
Holger Wahl
Was meint Ihr? Hunde- & Katzensteuer eliminieren, diese Tiere gehören zu einem Dorf und erfüllen auch soziale Aufgaben für sorgengeplagte Mitbürger. Muss denn jeder ‚Scheiss‘ reglementiert werden?
Grüsse von der Kohlrütti, Marx Mamie