Die Rechnung, bitte!

Vor einigen Tage ist den Vereinen unserer Gemeinde via Email ein Schreiben der Dorffest-OK’s ins Haus geflattert, in dem das OK sich für die geleistete Arbeit unzähliger Vereinsmitglieder für das tolle Dorffest bedankt. Dann jedoch heisst es wörtlich:

„Mit diesem Schreiben möchten wir Sie informieren, dass mit einer definitiven Abschlussrechnung leider nicht vor März 2016 (u.a. wegen der gesetzlichen Aufbewahrungspflicht für Tombolapreise) zu rechnen ist.“

Im dazugehörigen Email war noch zu lesen:

„Sicher warten Sie alle schon gespannt auf die Abrechnung des Dorffests. Leider ist zur Zeit eine fundierte Aussage zu einem möglichen finanziellen Erfolg noch nicht möglich, da einige gewichtige Rechnungsposten noch offen sind.“

Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich: 6 Monate (September 15 bis März 16) für eine „fundierte Aussage“?

Überschlagen wir doch einmal, was da so Gewichtiges den „möglichen“ finanziellen Erfolg des Dorffestes ausbremst.

Zuvor sei jedoch festgehalten, dass das besagte Schreiben nicht vertraulich, sondern ausdrücklich zur Weiterleitung an die Mitglieder der Vereine empfohlen war. Zudem betrifft das Thema nicht nur die Vereine, sondern jeden Röschenzer Einwohner: die Gemeinde, das heisst wir alle, haften mit genau CHF 100’000.00 Franken in Form einer Defizitgarantie, die vor allem im Fall schlechten Wetters und damit geringer Besucherzahlen die persönliche Haftung der OK-Mitglieder hätte begrenzen sollen.

Schlechtes Wetter hatten wir keines, die Besucherzahlen lagen über allen Erwartungen, die Stände waren teilweise ausverkauft. Es ist also damit zu rechnen, dass die Defizitgarantie nicht in Anspruch genommen werden muss, schliesslich hätten kaum bessere Bedingungen herrschen können. Warum gibt es dann aber keine Information an die Vereine? Warum nicht einmal eine ungefähre Aussage?

Überfliegen wir einmal die Kostenseite.

Grösste Posten dürften die externen Lieferanten sein: Speisen und Getränke, Verkehrsdienst (anders als beim letzten Dorffest wurde dieser nicht in Eigenleistung erbracht, sondern eingekauft) und sonstige Infrastrukturleistungen, Bau- und Verbrauchsmaterial, Tombolagewinne und natürlich die Kamele.

Man darf davon ausgehen, dass externe Lieferanten ihre Rechnung bis spätestens Ende September gestellt haben. Kaum ein Unternehmer wartet länger als eine Woche, da er dann schon wieder die nächsten Veranstaltungen zu bewältigen hat.

Auf der Seite der Einnahmen müsste die Abrechnung bereits in der Folgewoche nach dem Fest erledigt gewesen sein, kein Verein wird Kassen-Einnahmen monatelang irgendwo herumliegen lassen.

Die Zusagen der Sponsoren sind ebenso bekannt: ob sie bereits gezahlt haben oder nicht ist für die Bewertung irrelevant, die Beträge sind vorab festgelegt.

Bleiben also die Tombola-Preise, auf die sich auch das Schreiben an die Vereine bezieht. Sie können noch bis zum 3. März abgeholt werden. Wird ein Preis nicht abgeholt, fällt er an die Tombola zurück und kann ggf. zu Geld gemacht werden. Es ist also bis zum 3. März nicht genau klar, wieviel von dieser Seite noch kommt und so das Ergebnis möglichweise verbessert.

Wie gross aber ist diese Unbekannte?

Schauen wir uns die Tombola einmal genauer an:

Der Ford Fiesta im Wert von CHF 23’590.00 als gewichtigster Tombola-Posten hat seinen glücklichen Besitzer bereits gefunden. Alle verbleibenden Preise zusammen haben lt. Dorffest-Homepage einen Gesamtwert von CHF 6’614.00.

CHF 6’614.00 für den Fall, dass kein anderer Gewinn ausser dem Ford Fiesta abgeholt worden wäre. Sind 6’614.00 Franken ein „gewichtiger Rechnungsposten“, der eine fundierte Aussage über den finanziellen Erfolg des Dorffestes verhindert? Das mit CHF 100’000.00 Defizitgarantie abgesichert ist?

Wenn also ein Ertrag erwirtschaftet wurde, wie können dann Tombola-Lose im Wert von CHF 6’614.00 als Unwägbarkeit eine Aussage über einen möglichen finanziellen Erfolg verunmöglichen? Sind die Erträge so schwach, dass nur noch nicht abgeholte Lose die Kosten über die Null heben könnten? Ist womöglich so viel extern eingekauft worden, dass selbst die Einnahmen eines wirklich gut besuchten Festes die Kosten nicht decken?

Oder will man den Mantel des Schweigens über einen finanziellen Krater decken, dessen Veröffentlichung zu Unzeiten nicht allen Mitgliedern des OK’s gelegen käme?

Dass erst im März 2016 bekannt gegeben werden soll, wie der Gewinn des Dorffestes ausgesehen hat, könnte nämlich auch kein reiner Zufall sein, nicht mit offenen Rechnungsposten und der gesetzlichen Aufbewahrungspflicht der Tombolapreise zu tun haben, sondern mit etwas ganz Anderem: der Wahl des Gemeinderates im Februar. Und wenn man sich einmal genauer anschaut, wer letzten Endes die Fäden des Dorffestes in der Hand hatte, wer die Defizitgarantie auf der Gemeindeseite durchgesetzt hat, und wer persönlich dafür sorgte, dass eine unliebsame Person aus verantwortlicher Stelle im OK entfernt wurde: vor allem den im OK vertretenen derzeitigen Gemeinderatsmitgliedern, allen voran unserem Gemeindepräsidenten, dürfte es warm werden bei dem Gedanken an einen Wahlkampf, sollte das Ergebnis des Dorffestes trotz bester Bedingungen nicht den Erwartungen der Bevölkerung entsprechen. Möglich, durchaus möglich, dass dies ein Grund ist für das fehlen einer „fundierten Aussage“?

Denn wäre das Ergebnis eindeutig positiv, egal ob etwas mehr oder etwas weniger positiv, etwas genauer oder noch etwas ungenauer: der Erfolg hat viele Väter, und er kann nicht früh genug verkündet werden. Warum also das Schweigen im Walde?

Statt Schweigen und womöglich noch Verzögern, bis die Wahlen vorbei sind, wäre eines angebracht: Verantwortung. Und Kommunikation. Natürlich wäre unter den glücklichen Wetterumständen und Besucherzahlen ein positives Ergebnis zu erwarten. Vielleicht ist es ja zu Buchungsfehlern gekommen, so dass der Ertrag wirklich noch unsicher ist. Es können Fehler in der Budgetierung passiert sein, es können ungeplante Leistungen notwendig gewesen sein, es kann also auch einen Grund für einen Verlust geben. Nur: all das gehört kommuniziert.

Praktisch alle Vereinsmitglieder haben tausende freiwillige Arbeitsstunden geleistet. Wir alle als Steuerzahler haften mit gesamt CHF 100’000 für das Fest, auch wenn es unter besten Randbedingungen stattfinden konnte. Gegenüber all diesen Menschen ist es ein Gebot der Wertschätzung, des Respektes und der Verantwortung, die Dinge beim Namen zu nennen, wie sie sind. Niemand erwartet eine Abrechnung auf den Franken genau. Wenn man drei Monate nach dem Fest aber noch nicht einmal eine Aussage machen kann oder will, ob es überhaupt einen Gewinn oder Verlust gegeben hat, dann darf wohl mit Recht an der Integrität derjenigen gezweifelt werden, die letzten Endes die Kommunikation genauso verantworten wie die Gemeindefinanzen und die Defizitgarantie.

Die OK-Mitglieder, die in bester Absicht und mit viel Engagement eine hervorragende Arbeit geleistet haben, sollten sich gut überlegen, ob sie ihre Reputation, ihre persönliche Integrität den persönlichen und parteipolitischen Interessen einzelner Personen unterordnen wollen.

Und denen, die im Februar gewählt werden wollen, sei eines ans Herz gelegt: auf Gemeindeebene, wo man sich noch persönlich kennt, wird man nicht wegen Heldentaten gewählt. Nicht wegen toller Gewinne, guter Vernetzung oder ständiger Präsenz. Wenn man ernst genommen werden will, muss man sich in erster Linie ehrlich und konsequent für die Gemeinde einsetzen. In diesem Fall bedeutet das: die Menschen, die ihre private Zeit in ein wunderbares Fest investiert haben, die, die für ein mögliches Defizit aufkommen müssen, haben einen Anspruch darauf, informiert zu werden. Egal, ob das Ergebnis positiv oder negativ ausgefallen ist.

5 Comments

  1. Ammann Stefan

    Ein Bericht voller Mutmassungen, Spekulationen und erst noch schlecht recherchiert. Passt zum Verfasser. Auf wen gezielt wird ist ganz klar. Wann wird endlich wieder Sachpolitik gemacht!!!!!!

    • Brigitte Felix

      Mutmassungen und Spekulationen entstehen dort, wo nicht klar und offen kommuniziert wird. Das OK hat tolle Arbeit geleistet, und vor allem viel Arbeit, aber das haben auch ganz viele Vereinsmitglieder und sonstige Helfer. Das OK hat die Lorbeeren, die Vereine haben das gute Gefühl, zusammen etwas Gutes, ihrem Dorf würdiges auf die Beine gestellt zu haben, und – sie haben die Aussicht auf einen Zustupf in die Vereinskasse.

      Wenn nun nach 3 Monaten die kurze Nachricht kommt, dass ‚gewichtige‘ Posten noch ausstehen, dann fühlt man sich schon etwas vor den Kopf gestossen. Und man beginnt nachzudenken: Die Tombola kann’s nicht sein, da reicht eine kurze Nachfrage bei der für die Tombola zuständigen Person; der betreffende Betrag ist nicht ‚gewichtig‘. Was ist es dann?

      Man beginnt sich Gedanken zu machen. Holger hat sich seine Gedanken gemacht, und das darf er. Ich habe nun eine Woche darauf gewartet, dass vom OK eine konstruktive Antwort kommt, und die Antwort ist nun da. Nur leider ist sie nicht konstruktiv, sondern persönlich beleidigend. Ist das Sachpolitik?

      Politik ist eine ständige Auseinandersetzung zwischen Menschen, um eine Sache. Klar, dass es da ‚menschelt‘ und auch mal hoch zu und her geht. Gute Politiker haben es aber gut im Griff, dabei gewisse Regeln zu beachten, z.B. Ehrlichkeit, oder Anstand.

  2. Karin Dreier May

    Als Vereinsmitglied fühle ich mich von der Email des OK’s vor den Kopf gestossen. Und ich frage mich „wo chlemmt’s“?
    Dies führt unausweichlich zu Spekulationen und Mutmassungen. Eine durchaus menschliche Reaktion, welche absolut nichts mit politischem Interesse oder „Sachpolitik“ zu tun hat.
    Und wie schon von Brigitte Felix geschrieben: „wo’s menschelet“ geht es manchmal hoch zu und her. Aber ein gewisser Anstand sollte beibehalten werden!

  3. Schmidlin Dieter

    Nehmen wir uns ein Beispiel an den Bundesratswahlen. Die Parteien haben sich zur Konkordanz ausgesprochen und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das gleiche gilt für den Gemeinderat. Um künftige Aufgaben zu meistern, braucht es gemeinsam getragene Entscheidungen und den Mut, über den eigenen Schatten zu springen. Nur so kann eine Einheit entstehen, tragfähige Lösungen gefunden werden und der Gemeinderat in unserem Dorf respektiert sein.

Comments are closed.