Zusammenfassung und Bewertung
Zur Gemeindeversammlung am 17. November 2016 ist eine Fakultativabstimmung über einen Wärmeverbund angekündigt. Die Gemeinde hat bereits einmal einen solchen geplant, wegen deutlich zu hoher Kosten sind die meisten Interessenten jedoch abgesprungen, so dass das Projekt von Seiten der Arbeitsgruppe eingestellt wurde. Das nicht lösbare Grundproblem ist die fehlende Bebauungsdichte in unserer Gemeinde, wodurch lange Leitungen und damit hohe Grabungskosten bei geringen Abnahmevolumen verursacht werden. Die Arbeitsgruppe ist zu dem Schluss gekommen, dass nur zwei kleine, unabhängige Wärmeverbünde überhaupt eine Chance haben: eine Heizung in der Schule, an die noch mehrere angrenzende Liegenschaften angeschlossen werden können, sowie allenfalls eine zweite im Dorfkern, die ebenfalls nur direkt angrenzende Gebäude versorgt.
Mit der nun geplanten Neuauflage des Wärmeverbundes als „Gemeindelösung“ (im Wesentlichen für gemeindeeigene Gebäude, die Kirchgemeinde sowie private Abnehmer mit über 50 kW Heizleistung) wird das Problem der Leitungslänge nicht gelöst, im Gegenteil: die Überlegung, auch den Werkhof mit einzubeziehen, und den Wegfall kleiner Abnehmer zwischen den Hauptpunkten verschärft das Problem der Leitungslänge noch zusätzlich. Stossend ist zudem die Tatsache, dass das Thema zwar zu einer Abstimmung gebracht wird, gleichzeitig jedoch die Grundlage der aktuellen Berechnung oder zumindest die Kosten, um die es hier geht, nicht zusammen mit dem Traktandum öffentlich gemacht wird. Ich habe die Daten erst nach mehrfacher Nachfrage erhalten. Ebenfalls stossend ist in meinen Augen, dass der Gemeinderat im Falle einer Zustimmung der Versammlung diese mit der Ausgabe weiterer CHF 25’000 für ein Vorprojekt verknüpft. Dabei wurde bereits Geld ausgegeben für die Detailplanung der Schulhausheizung, dann die erste Machbarkeitsstudie Wärmeverbund, dann die zweite, auf der das jetzige Traktandum basiert, und nun soll weiter geplant werden, obwohl das zentrale Problem der hohen Leitungskosten gegenüber dem Projekt I weder verbessert noch gelöst worden ist und die Machbarkeitsstudie selber einen Faktor für die Wirtschaftlichkeit ausweist, der 30% unter dem minimal notwendigen Wert liegt.
Damit das Wichtigste klar ist: es geht in allen Fällen um die Investition von (optimistisch gerechnet) 3.2 Millionen bis (real) 3.8 Millionen Franken.
Dazu kommen über den Abschreibungszeitraum der gesamten Anlage von 40 Jahren noch Kapitalkosten (ohne die Investition selber!) von rund 4.2 Millionen Franken (hierbei werden die Elemente mit geringeren Abschreibungszeiten wie die Heizkessel und die Wärmetauscher einmal vollständig ersetzt, die notwendigen Neuinvestitionen sind in diesen Kosten jedoch nicht enthalten, nur die reinen Zinsen dafür, d.h. Kapitalkosten). Kosten, die unsere Kinder und Enkel noch werden finanzieren müssen.
Dies zu einem Zeitpunkt, zu dem gleichzeitig ein massives Defizit im Budget 2017 angekündigt wird. Der Wärmeverbund stellt dazu ein enormes finanzielles Risiko für die Gemeinde dar: anders als eine Liegenschaft, die notfalls wieder verkauft werden kann, produziert ein Wärmeverbund unumkehrbare und unverkäufliche Fixkosten über einen extrem langen Zeitraum. Dies in einem Umfeld ständig steigender Kosten für die Gemeinde (auch auf Grund kantonaler Vorgaben), während gleichzeitig noch das Damoklesschwert sinkender Einnahmen vor allem beim Finanzausgleich auf Grund der Unternehmenssteuerreform III über uns schwebt.
Neben der Frage der Investition steigen auch die laufenden Kosten für die betroffenen Abnehmer: selbst mit der nach meiner Erfahrung viel zu optimistischen Kalkulation würden sich die Heizkosten für die betroffenen Abnehmer gegenüber heute ungefähr verdoppeln. Da dies grösstenteils Gemeindeliegenschaften sind, ist es am Ende der Steuerzahler, also wir alle, die diese Mehrkosten im aktuell sowieso schwierigen Umfeld tragen müssten.
Neben dem Problem viel zu hoher Kosten ist eine derart langfristige Investition im derzeitigen Umfeld auch unter technischen Gesichtspunkten mehr als fraglich: der Wärme- und Energiemarkt ist aktuell in einem Umbruch begriffen, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Neue Technologien wie Brennstoffzellen spielen dabei genauso eine Rolle wie Speicher für elektrischen Strom aus Photovoltaik-Anlagen und die Optimierung der Wärmepumpen für höhere Vorlauftemperaturen. Zudem ist auch auf längere Sicht keine wesentliche Verteuerung des Heizöls zu erkennen: die Reduktion fossiler Brennstoffe auf allen Gebieten (Verkehr, Wärme, Energie) durch zunehmende Anforderungen an die CO2-Emission führt zu einem Überangebot an Öl, das durch die Unfähigkeit der erdölexportierenden Länder, eine Reduzierung der Fördermengen durchzusetzen, noch weiter verschärft wird. So ist Öl zwar definitiv kein zukunftsträchtiger Brennstoff, es muss jedoch trotzdem als Möglichkeit für eine Übergangslösung in Betracht gezogen werden.
Dazu kommt auf unser Dorf bezogen ein wichtiger gesundheitlicher Aspekt: ohne Notwendigkeit sollen Rauch und Feinstaub mitten in unserem Wohngebiet freigesetzt werden, während andernorts versucht wird, lokale Emissionen zu reduzieren. Vor allem unseren Kindern tun wir damit keinen Gefallen: Emissionen aus der Schnitzelverbrennung sind vor allem bei winterlichen Inversionswetterlagen definitiv gesundheitsgefährdend.
Mich persönlich erstaunt zudem die Aussage im Traktandentext, dass die Heizung Werkhof nicht wirtschaftlich laufe und wohl auch bald ersetzt werden müsse. Ich war drei Jahre lang für diese Heizung verantwortlich, seit der Umstellung auf trockenere Schnitzel läuft sie problemlos. Jede Art von Erneuerung ist in meinen Augen alles andere als wirtschaftlich.
Aus meiner Sicht als Leiter der damaligen Arbeitsgruppe Wärmeverbund und Verantwortlicher für die Planung der Heizung Schulhaus entsteht der Eindruck, dass hier auf Kosten der Steuerzahler ein politisch motiviertes Projekt durchgedrückt werden soll, das in erster Linie der scheinbar ökologischen Selbstdarstellung dient, finanziell für unsere Gemeinde jedoch ein existentielles und vollkommen unnötiges Risiko darstellt, aus dem es auch keinen Ausweg mehr gibt, wenn das Projekt einmal realisiert wird. Durch die Reduktion auf im Wesentlichen öffentliche Liegenschaften wird zudem die Entscheidung ganz auf die Gemeinde verschoben: zwar vereinfacht man damit die Organisation, weil keine Privaten mehr „hineinreden“, dafür liegt das Finanzrisiko und der Betrieb selber dann vollständig bei der Gemeinde, also bei uns Steuerzahlern.
Die von der damaligen Arbeitsgruppe als Ergebnis der Kostenanalyse vorgeschlagene „kleine Lösung“ (Schnitzelheizung Schulhaus mit angrenzenden Liegenschaften) sollte dagegen einen kleinen Pilot-Verbund bilden, ohne die Gemeinde extremen finanziellen Risiken auszusetzen. Damit wäre die Erneuerung der Schulhaus-Heizung vom Tisch, ohne dass grosse bauliche Massnahmen notwendig wären, gleichzeitig können wir mit einer kleinen Verbundlösung Erfahrung sammeln. Diesem Projekt hat die Versammlung bereits vor zwei Jahren zugestimmt, es liegt in Form einer Detailplanung bis hin zu den Ausschreibungstexten fertig in der Schublade.
Angesichts der finanziellen Aussichten in unserer Gemeinde sollen wir, bildlich gesprochen, der Planung eines Ferraris zustimmen, obwohl wir in absehbarer Zeit Mühe haben werden, einen Fiat zu finanzieren. Aber schauen wir uns den Ferrari einmal an, damit klar wird, worum es eigentlich geht.
Wärmeverbund
Was genau ist das Ziel des Verbundes? Anstatt viele kleine Heizungen zu bauen, soll eine grosse Heizung mehrere Liegenschaften gemeinsam versorgen. Da wir in der Gemeinde alleine schon auf Gemeindeseite einige grössere Gebäude haben, ist der Gedanke naheliegend. Zudem soll mit Schnitzeln geheizt werden: weg von fossilen Brennstoffen, hin zu lokal erzeugten Brennstoffen. Holz wächst nach, also scheint es sich um einen nachwachsenden Rohstoff zu handeln, zudem um einen CO2-neutralen, was aber bei genauer Betrachtung nicht wirklich richtig ist (auf dieses Thema möchte ich hier jedoch nicht eingehen, das würde den Rahmen dieses Artikels deutlich sprengen).
Ein wirtschaftlicher Aspekt ist dazu noch der, dass die Wertschöpfung, mit der stehende Bäume zu Schnitzeln werden, grösstenteils bei uns im Dorf bzw. den Partnern des Forstreviers Chall erbracht werden kann, woran wir beteiligt sind. Wir würden also unseren Brennstoff lokal einkaufen.
Geographische Abdeckung Wärmeverbund
Was genau soll nun mit dem Wärmeverbund abgedeckt werden? Die neue Machbarkeitsstudie geht wie der erste Ansatz von einem umfassenden Netz aus, das alle wesentlichen Liegenschaften der Gemeinde, der Burger und des Röschenzer Hofes inklusive dessen Neubau versorgt. Das sorgt dann auch für das Hauptproblem des gesamten Konzeptes: zu lange Leitungen, die zu enormen Verlegekosten und Wärmeverlusten führen, bei zu wenig angeschlossenen Verbrauchern.
Eine wichtige Kennzahl ist auch in der Studie klar angeführt: das Verhältnis von kW Heizleistung zu Meter Leitung. Um überhaupt in die Nähe eines wirtschaftlichen Betriebes zu kommen, sollte dieser Wert in jedem Fall grösser als 1.0 sein, auf einen Leitungsmeter sollte also auf jeden Fall ein Kilowatt angeschlossene Heizleistung kommen. In unserem Fall liegt dieser Wert bei 0.713, also rund 30% tiefer. Diese Zahl alleine belegt, dass wir schlicht durch die fehlende Bebauungsdichte und die daraus resultierenden Leitungslängen keine Chance haben, auch nur ansatzweise in die Nähe eines wirtschaftlich verantwortbaren Projektes zu kommen.
Hier der Lageplan des Projektes und der Verlauf der Leitungen, wie er mir am Donnerstag, 10. November zur Verfügung gestellt wurde:
Für wen ist ein Verbund interessant?
Verbundwärme ist dann interessant, wenn es entweder einen Wärmeerzeuger gibt, der sowieso Prozesswärme erzeugt und abgeben muss (z.B. ein Kraftwerk oder eine Brauerei), oder wenn eine sehr dichte Bebauung (viele mehrstöckige Mehrfamilienhäuser auf kleiner Fläche) kurze Leitungswege ermöglicht.
Aber auch die Art der Bebauung ist relevant: handelt es sich um neuere, gut isolierte Ein- oder Mehrfamilienhäuser im Minergie- oder gar Minergie-P-Standard? Für diese ist eine Luft- oder Wasserwärmepumpe nicht nur wesentlich günstiger, sie kann zudem sehr viel umweltfreundlicher betrieben werden. Moderne Häuser verfügen in der Regel über Boden- oder Wandheizungen mit tiefen Vorlauftemperaturen, da diese weniger Verlustwärme erzeugt und damit effizienter sind. Zudem werden bei der Wärmepumpe rund 70% der Heizenergie der Umgebungsluft oder dem Wasser im Erdreich entzogen, nur rund 30% müssen in Form von Strom aufgewendet werden.
Im Kern bleiben als interessierte Abnehmer im Wesentlichen ältere Liegenschaften, die eine relativ hohe Vorlauftemperatur der Heizung benötigen. In diesem Temperaturbereich laufen Wärmepumpen (bisher) relativ unwirtschaftlich, daher können diese Liegenschaften derzeit noch sinnvoll mit Verbrennungswärme beheizt werden.
Dies bedeutet jedoch auch, dass neue oder kernsanierte Liegenschaften nicht wirtschaftlich an einen Verbund angehängt werden können, für sie ist die Wärmepumpe eine wesentlich günstigere und zudem umweltfreundlichere Lösung. Daher sind auch die Wachstumsmöglichkeiten eines Verbundes heutzutage sehr beschränkt.
Was sind die Alternativen?
In unserem speziellen Fall bestehen mehrere Alternativen:
Im Falle des Schulhauses ist eine kleinere Schnitzelheizung, die in den bestehenden Räumen untergebracht werden kann, eine Möglichkeit. Dazu können mehrere Liegenschaften in direkter Umgebung angeschlossen werden, so dass ein kleiner Verbund mit kurzen Wegen entsteht. Das Projekt ist bereits fertig vorbereitet und wurde als Projekt bereits von der Versammlung genehmigt.
Für die anderen Gebäude der Gemeinde und der Kirche muss die Frage erlaubt sein, ob die einfache Sanierung der bestehenden Ölheizungen den für eine wirklich tragbare Lösung notwendigen Zeithorizont nicht sinnvoller abdeckt. Der Wärmepreis liegt mit der Sanierung bei etwa der Hälfte der Verbundkosten, dies zeigen die Vergleiche, die wir im Rahmen des ersten Projektes gemacht haben, genauso wie die Berechnungen im Rahmen dieser zweiten Machbarkeitsstudie.
Im Fall der Kirche und des Pfarrhauses kommt dazu, dass der Anschluss an den Wärmeverbund für die Kirchgemeinde schlicht nicht finanzierbar ist. Ein kleiner Verbund mit dem Gemeindehaus und dem Pfarrhaus wäre zwar optimal, angesichts der Lage in der Dorfmitte sollte dies jedoch nicht über eine Verbrennungstechnik erfolgen, sondern über Wärmepumpen oder Technik wie die neuen Mini-Blockheizkraftwerke auf der Basis von Brennstoffzellen. Da diese Technik noch nicht zu vernünftigen Preisen am Markt verfügbar ist, die Entwicklung jedoch aktuell vor dem Hintergrund der CO2-Diskussion in rasanten Schritten voranschreitet, wäre für den Fall, dass die Heizungen ersetzt werden müssten, eine „Fristverlängerung“ über eine Modernisierung der bestehenden Heizung die sinnvollere (und vor allem finanzierbare) Lösung.
Vergleich Marchbarkeitsstudie Wärmeverbund I und II
Die Kosten der neuen Machbarkeitsstudie sind denen der alten ziemlich ähnlich: wo im ersten Anlauf Gesamtkosten von CHF 3.5 Millionen hätten investiert werden müssen, sind es nun 3.2 (optimistisch gerechnet) bis 3.8 Millionen (mit reellen Werten).
Die eigentlichen Materialkosten (Bau, Technik, Infrastruktur) sind auch in der neuen Machbarkeitsstudie gut gerechnet, ein Teil der Kosten sogar leicht höher als in der ersten Studie. Differenzen gibt es vor allem in den „weichen“ Faktoren: Grabungsarbeiten sowie die Finanzierung der Investition.
Differenzen
Wenn man die neue Machbarkeitsstudie genau anschaut, fallen primär zwei Bereiche auf, die von der ersten Studie abweichen:
- Kosten Grabungen pro Meter: neu CHF 550.00 gegenüber CHF 1’000.00 pro laufendem Meter
- Zinssatz Finanzierung: neu 0.56 – 3.0%, je nach Abschreibungszeitraum, gegenüber 2.5% pauschal
Kosten Grabungen
Die in der ersten Studie angesetzten Kosten von CHF 1’000 pro Meter sind mehrfach überprüft worden, zuletzt auch von der EBL, die als mögliche Investoren das Projekt geprüft (und aus Gründen fehlender Wirtschaftlichkeit abgelehnt) haben. Der Hintergrund ist, dass in Röschenz der weitaus grösste Teil der Leitungen in bestehenden Strassen verlegt werden muss. Anders als bei einer Verlegung durch grünes Land bedeutet das, dass alleine die Belagsarbeiten sowie die Berücksichtigung bestehenden Leitungen und Installationen die Kosten gegenüber Arbeiten im grünem Land etwa verdreifachen. Dazu kommen in der Regel noch Mehraufwände durch Absperr- und Signalisationsarbeiten.
Kosten zwischen CHF 500 und 750 können angesetzt werden, wenn die Leitungsverlegung mindestens zur Hälfte durch grünes Land erfolgen kann. In unserem Fall wissen wir aus der Erfahrung mit ähnlichen Arbeiten (Beispiel Bündtenweg), dass wir real mit mindestens CHF 1’000 rechnen müssen.
Wenn die Kalkulation, wie nun geschehen, mit CHF 550 angesetzt wird, bedeutet das für dieses Projekt, dass pro Meter rund CHF 450 nicht berücksichtigt sind. Bei 1’308 m Leitungslänge führt das schon in der Planung zu einem kalkulatorischen Fehlbetrag von CHF 588’600, also über einer halben Millionen Franken.
Kapitalkosten
Die Verteuerung der Grabungsarbeiten führt zwangsläufig auch zu höheren Kapitalkosten.
Anders als in der ersten Studie sind die einzelnen Gewerke nun mit spezifischen Zinssätzen entsprechend ihrer kalkulatorischen Abschreibungszeit bewertet. Im Detail wird z.B. ein Wärmetauscher nach 15 Jahren abgeschrieben, entsprechend auch ein tiefer Zinssatz angewendet, der aus heutiger Sicht für 15 Jahre zu haben ist. Andere Gewerke wie die Leitungen werden gemäss kantonaler Vorgabe über 40 Jahre abgeschrieben, entsprechend kommt ein höherer Zinssatz zum Tragen.
Diese Art der Unterscheidung ist grundsätzlich richtig und gegenüber der ersten Studie eine sauberere Darstellung, da dabei vor allem der Ersatz der einzelnen Komponenten korrekt berücksichtigt wird, d.h. die Beschaffungskosten über den tatsächlichen Nutzungszeitraum differenziert abgeschrieben werden.
Fragwürdig ist in meinen Augen jedoch der verwendete Zinssatz: für den Abschreibungszeitraum von 15 Jahren mögen 0.56% für die Gemeinde vielleicht realisierbar sein, das Gesamtprojekt (also die langlebigen Elemente des Verbundes) werden jedoch über 40 Jahre abgeschrieben. Das bedeutet, dass ein Teil der Installation, vor allem die Brenner, in diesem Zeitraum schon einmal ersetzt werden müssen. Wenn also das Gesamtprojekt erst über einen Zeitraum von 40 Jahren abgeschrieben werden kann, müssen auch die kurzlebigeren Komponenten über diesen Zeitraum kalkuliert werden, auch wenn sie zwischenzeitlich ersetzt werden. Und ob dann die extrem tiefen Zinssätze noch angewendet werden können, halte ich für mehr als fraglich. Aus diesem Grund sollten auch für die kurzlebigeren Komponenten der selbe Zinssatz wie für die langfristigen Abschreibungen eingesetzt werden.
Fazit
Solange der Verbund weiterhin von der Schule bis zur Gemeindeverwaltung alles über eine Heizanlage abdecken soll, bleibt das Problem der Leitungslänge unverändert. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist damit schlicht nicht möglich.
Klar ist zwar auch, dass fossile Brennstoffe wie Öl keine langfristige Zukunft mehr haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass damit automatisch nur ein grosser Wärmeverbund als Alternative für die Gemeindeliegenschaften in Frage käme, vor allem dann nicht, wenn sie eine derartige Kostenfolge nach sich ziehen.
Eine Gemeinde mit einer wenig dichten Bebauung wie Röschenz benötigt individuelle, spezifisch angepasste Lösungen. Das kann ein kleiner Verbund sein, wenn ein grosser Verbraucher wie die Schule mehrere kleine Abnehmer mit einbinden kann. Das kann eine Wärmepumpe sein, wie sie sich möglicherweise für die Gemeindeverwaltung anbietet. Oder es kann auch einfach der Ersatz des alten Ölbrenners sein, um kostengünstig Zeit zu gewinnen, bis neue Lösungen wie Brennstoffzellen oder Hochtemperatur-Wärmepumpen etabliert und am Markt verfügbar sind. Selbst diese Variante, also der Ersatz eines alten Ölbrenners durch eine neue Anlage, reduziert bereits Verbrauch und Emissionen.
Zum Schluss muss die Frage erlaubt sein, wieso der Gemeinderat überhaupt mit diesem Projekt an die Versammlung gelangt. Das Thema an sich ist derart komplex, die Finanzierung so langfristig, dass eine qualifizierte Meinungsbildung in der Versammlung kaum möglich ist. Wenn schon zwei Machbarkeitsstudien inklusive einer Abklärung mit einem möglichen Investor zu dem Schluss kommen, dass eine wirtschaftliche Umsetzung nicht möglich ist, wäre es aus meiner Sicht in der finanziellen Verantwortung des Gemeinderates gelegen, die Reissleine zu ziehen und das Projekt unter diesen Vorzeichen zu beerdigen. Nun darf man gespannt sein, wie die Versammlung darüber befinden wird.
Unter nachfolgenden Links finden Sie die aktuelle Kalkulation der Machbarkeitsstudie, die dem Traktandum zu Grunde liegt:
Unter Betrachtung der Notwendigkeit, Wärme in den Gebäuden zu haben, sollte es doch eigentlich möglich sein, das Thema Energie in Röschenz unter dem Aspekt der Vernunft darzustellen. – Holger Wahl zeigt dies nachvollziehbar und anschaulich, merci.
Wenn wir also Wärme oder allgemein Energie benötigen, so ist es doch mehr als logisch, dass wir alle Alternativlösungen betrachten sollten. Bestimmt ist es richtig, dass wir in unserem Fall eine Wärmeverbundslösung in Betracht ziehen sollten. – Ist es aber sinnvoll, diese Lösung immer wieder neu zu hinterfragen?
Es sollte doch eigentlich für alle „Aktiven“ selbsterklärend sein, dass eine Wärmeverbundlösung dann richtig ist, wenn diese auch energetisch, umwelttechnisch und natürlich finanziell für die Gemeinde tragbar ist. Und dies trifft für den neusten Vorschlag bestimmt nicht zu!
Warum betrachten wir uns nicht gute alternative Lösungen, welche am Markt bereits sehr erfolgreich eingesetzt sind?
Warum werden sehr gut durchgeführte Planungen schon nach kurzer Zeit wieder hinterfragt? – Wollen wir Steuerzahler immer wieder über das gleiche Vorhaben mit einem korrigierten Planungsvorschlag diskutieren und abstimmen, obwohl es nachvollziehbar wirtschaftlich völlig unsinnig ist?
Melchior Borer/ 14.11.2016
Mit Deinen Ausführungen über die neuen Vorschläge des Gemeinderates bin ich vollkommen einverstanden. Die sollten abgelehnt werden. Aber kommen Deine Argumente nicht ein wenig spät? Oder anders gefragt, wirst Du sie an der Gemeindeversammlung vorbringen? Was ich sehr hoffe. Gruss Charles
Danke für Deinen Beitrag. – Ich denke, dass meine Argumente nicht evolutionär neu sind. Dass wir als Einwohner von Röschenz „energetisch sinnvoll, umwelttechnisch verantwortungsvoll und finanziell effizient“ denken sollten ist ja eigentlich nicht eine zeitliche Problematik. – So kann es wohl kaum sein, dass ich mit meinem Input zu spät bin.
Ich werde selbstverständlich versuchen an der Gemeineversammlung dabei zu sein. Bin aber der Meinung, dass die finanzielle Belastung für die Umsetzung eines in dieser Form vorgeschlagenen Wärmeverbundes viel zu gross ist für unsere Gemeinde. – Dies wird wohl Argument genug sein, ein solches Vorhaben abzulehnen.
Melchior Borer/ 15.11.2016
Melchior Borer hat den Artikel von Holger Wahl kompetent gewürdigt. Holger Wahl hat ausführlich die Problematik Fernwärme analysiert und die Erkenntnisse im obigen Artikel verständlich dargestellt. Er hat sich sehr viel Arbeit gemacht, zu einer Sache, die eigentlich auf den ersten Blick hin bereits als ein unrealistisches Unterfangen erscheint. In jeder Beziehung!
Meinen die Initianten dieser Wärmeversorgung wirklich, sie könnten mit dieser Anlage das Welt-Klima retten? Kann man tatsächlich so Naiv sein…..?
Wenn man in Relationen denken will, muss man nachstehende Verbraucher beachten:
-Täglich sind 1 Million Flieger in der Luft. In diesen 24 Stunden werden durchschnittlich 100 Millionen Tonnen Öl verbrannt. Kerosin, Benzin 100LL bis 130LL
-Auch Welweit sind täglich 60’000 Handels- & Kreuzfahrtschiffe unterwegs, diese dürften, auch täglich 200 Tonnen übelster Dreck in die Luft schleudern.
-Dazu kommt noch der individuelle Treibstoff-Verbrauch des Verkehrs auf der Strasse und z.T. auf der Schiene dazu.
-Für mein Häuslein verbrauche ich 3,3 Liter Heizöl täglich, im Jahresdurchschnitt. Das mit Anzahl Häuser in Röschenz zu multiplizieren………
Auf diese Hau-Ruck Übung des Gemeinderates kann der Bürger mit ruhigem Gewissen verzichten!
Nichts als reine Zwängerei – Wärmeverbund Version II
Einfach traurig, dass man sich zu umfassenden Traktanden der Gemeindeversammlung auf der inoffiziellen Internetseite „mattegumper.ch“ informieren muss.
Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Holger Wahl als Privatperson bemüht den voll-umfänglichen Sachverhalt möglichst transparent und kompetent auf seiner Alternativ-Homepage zu publizieren. Als ehemaliges Mitglied der Energiekommission hat er aber genügend Sachkenntnisse und Hintergrundwissen. Er erscheint mir zudem nach ein paar eigenen Rückfragen und Recherchen glaubwürdig. Ich bin von den Ausführungen und der Argumentationen gegen einen erneuten Anlauf zu einem Wärmeverbund in seinem Artikel weitgehend überzeugt.
Die Informationslage zu einem allfälligen Wärmeverbund mit Konsultativabstimmung unter Traktandum 9 in der offiziellen Printversion der Gemeinde dagegen ist dünn. Die darin enthaltenen Informationen werfen Fragen auf.
So heisst es im Infoblatt der Gemeinde:
Die Abklärungen durch die einberufene Kommission zeitigten nicht die gewünschten Ergebnisse. Das will mir sagen, dass die Vorgänger mehr oder weniger „Pfeifen“ waren und deshalb alles nochmals wiederholt werden muss.
Für mich stellen sich gleich mehrere Fragen:
Wem haben die Ergebnisse nicht gepasst?
Wer hatte in dieser Frage eine ergebnisorientierte Erwartungshaltung? Gab es auch ergebnisoffene oder nur voreingenommene Leute?
Haben in den Abklärungen die Sachverständigen oder Experten einfach die falschen Antworten richtig wiedergeben?
Werden nun nach dem EU-Prinzip solange Konsultativabstimmungen durchgeführt und weitere Vorprojektkredite gesprochen, bis das Ergebnis einigen Leuten passt?
Auf weichenstellende Traktanden mit vereinfachten Darstellungen verbunden mit Investitionen in Millionenhöhe, sollte Souverän schlicht ablehnen. Das heisst für mich: Keine weiteren Kredite für Vorhaben mit ungewissem Ausgang und bereits bestehenden Resultaten.
Weitere Aussage im Traktadums-Text:
Eine „ad Hoc“ Gruppe aus 3 Personen machte sich nochmals ans Werk.
Wer denn um Gottes Willen? Waren es zum Beispiel ein Gipser, eine Krankenschwester und vielleicht ein Informatiker oder so ähnlich, die sich nochmals um die fachkomplexe Thematik gekümmert haben? Hat sich die einstige Energiekommission in der Zwischenzeit in Luft aufgelöst? Wenn ja,warum?
Eine weitere fragwürdige Aussage im Traktandum-Text:
Geplante Überbauung im Dorfkern generiert grösseren Wärmebedarf, was das Projekt positiv beeinflusst.
Dazu eine Frage:
Gibt es eine rechtsverbindliche schriftliche Vereinbarung bezüglich eines Anschlusses an den Wärmeverbund von der Firma Inspiranda AG als Bauherrschaft. Ich kenne die Ver-waltungsratspäsidentin Frau Dr. jur. Béatrice Speiser persönlich und glaube deshalb nicht, dass sie sich auf derartig glitschiges und ungewisses Terrain begeben würde. Wenn es überhaupt Zusagen geben sollte, dann höchstens als Lippenbekenntnisse. Das Gegenteil würde mich sehr überraschen und eines Besseren belehren.
Endlich weiss ich, warum sich die Gemeinde sich einseitig auf die Seite der Grossinvestorin aus Basel geschlagen hat, die mittlerweile eine Baubewilligung hat und trotz prekärer Erschliessung ein grösseres Wohnungs- und Gewerbequartier bauen darf.
Es gäbe noch weitere Punkte anzuführen und man könnte dieses Gemeindetraktandum weiter zerfleddern. Ich denke jedoch, dass dies genügt.
Zum Gemeindeantrag wäre es der Sache und somit der Burgerkoorperation wie samt Beauftragten „Forstrevier Chall“ nützlich den Gegenantrag zu stellen, den Heizungsersatz im Schulhaus „Fluh“ mit einer Schnitzelheizung als vorläufiges Einzelprojekt voran zu bringen. Die Vorarbeiten sind bereits geleistet worden und damit wäre das Vorhaben kurzfristig realisierbar. Dies natürlich unter den strengen Gesichtspunkten der Finanzen und vertretbaren Wirtschaftlichkeit. Dies um ein ähnliches Finanzdesaster, wie das Dorffest zu vermeiden. Es soll Leute geben, die einschlägige Erfahrungen im Misswirtschaften und Fehlmanagement haben. Um eventuelle Fehlleistungen auszugschliessen, gibt es auf dem Energieversorgungssektor Firmen, welche komplette Anlagen und Diensleistungslösungen im sogenannten „Contracting“ anbieten. Was das ist, können die zuständigen Projektmanager erklären. In Laufen existiert schon seit Jahren ein vergleichbares Objekt.